Bildung & Forschung

Neues Forschungsprojekt zu Klimadaten an der Universität Basel

Basler Klimaforscher untersuchen mithilfe historischer Wetteraufzeichnungen die langfristigen Folgen der globalen Erwärmung in Mitteleuropa.

Sunday, 01 June 2025 at 04:14 — Von Julia Steiner, Tagesblick Schweiz

Neues Forschungsprojekt zu Klimadaten an der Universität Basel

An der Universität Basel läuft derzeit ein aussergewöhnliches Forschungsprojekt, das sich mit historischen Klimadaten beschäftigt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werten akribisch Wetteraufzeichnungen aus mehreren Jahrhunderten aus, um die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels in Mitteleuropa besser zu verstehen.

Im Fokus stehen dabei unter anderem alte Tagebücher, Schiffsprotokolle, Kirchenchroniken und frühe meteorologische Messungen. Diese teils handschriftlichen Aufzeichnungen bieten einen wertvollen Einblick in die klimatischen Verhältnisse vergangener Jahrhunderte und ergänzen moderne Messreihen auf einzigartige Weise.

Projektleiter Professor Markus Steiner betont: «Je weiter wir zurückblicken können, desto besser lassen sich natürliche Klimaschwankungen von den anthropogenen Einflüssen der Neuzeit unterscheiden.» Besonders aufschlussreich seien dabei Perioden wie die Kleine Eiszeit, die Mitteleuropa bis ins 19. Jahrhundert hinein prägte.

Mithilfe modernster digitaler Analysemethoden werden die historischen Daten systematisch aufbereitet und mit aktuellen Messungen verglichen. Auf diese Weise lassen sich nicht nur Temperaturverläufe rekonstruieren, sondern auch Extremwetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen oder ungewöhnliche Kälteeinbrüche dokumentieren.

Die Forschungen zeigen, dass die Häufigkeit und Intensität extremer Wetterlagen in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen haben. «Wir sehen klare Trends, die sich mit den globalen Klimamodellen decken und die Dringlichkeit von Klimaschutzmassnahmen unterstreichen», erklärt Steiner.

Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Historikern, Archivaren und Informatikern. «Viele dieser alten Quellen mussten zunächst mühsam transkribiert und digitalisiert werden, bevor sie für die Klimaforschung nutzbar wurden», erläutert Historikerin Dr. Claudia Moser.

Besonderes Interesse finden auch lokale Phänomene wie die Entwicklung des Rheinpegels oder die Gletscherschwankungen in den Alpen. Diese regionalen Daten ergänzen globale Klimamodelle und helfen, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Schweiz präziser abzubilden.

Die Forschungsergebnisse fliessen nicht nur in wissenschaftliche Publikationen ein, sondern werden auch politischen Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt. Ziel sei es, evidenzbasierte Grundlagen für Anpassungsstrategien in Landwirtschaft, Städtebau und Katastrophenschutz bereitzustellen.

Das Basler Projekt ist Teil eines internationalen Netzwerks, das ähnliche Studien in ganz Europa koordiniert. Dadurch entsteht eine immer dichtere Datenbasis, die langfristige Trends und Wechselwirkungen zwischen Klimasystemen sichtbar macht.

Finanziert wird die Forschungsarbeit durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) sowie mehrere europäische Förderprogramme. Die langfristige Sicherung solcher Projekte gilt als entscheidend, um die Auswirkungen des Klimawandels umfassend zu verstehen.

Für die Studierenden der Universität Basel bietet das Projekt ausserdem wertvolle Praxiserfahrung. Sie lernen den kritischen Umgang mit historischen Quellen ebenso wie den Einsatz modernster Analysetechnik und können aktiv an einem der drängendsten Forschungsfelder unserer Zeit mitwirken.

Auch die Öffentlichkeit profitiert von den Ergebnissen: Im Rahmen von Vorträgen, Ausstellungen und interaktiven Online-Plattformen werden die Erkenntnisse anschaulich vermittelt und das Bewusstsein für die Herausforderungen des Klimawandels geschärft.

Professor Steiner ist überzeugt: «Nur wer die Vergangenheit versteht, kann die Zukunft gestalten. Unsere Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, fundierte und wirksame Klimapolitik auf den Weg zu bringen.»

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