Bildung & Forschung

Berner Gymnasien setzen auf digitales Lernen

Schulversuche zeigen: Mit individuell angepassten Lernplattformen verbessern sich die Lernerfolge und die Motivation der Schülerinnen und Schüler.

Saturday, 31 May 2025 at 04:59 — Von Daniel Hofmann, Tagesblick Schweiz

Berner Gymnasien setzen auf digitales Lernen

In den Gymnasien des Kantons Bern werden neue Wege im Unterricht beschritten: Digitale Lernplattformen und personalisierte Lehrmethoden verändern den Schulalltag grundlegend. Erste Erfahrungen zeigen positive Effekte auf Lernmotivation und Lernerfolge.

Im Pilotprojekt 'Digitaler Campus Bern' wurden mehrere Gymnasien mit Tablets, interaktiven Whiteboards und individuell anpassbaren Lernapps ausgestattet. Schülerinnen und Schüler arbeiten eigenverantwortlich an Lernmodulen, die auf ihren Leistungsstand und ihre Interessen abgestimmt sind.

«Dank der flexiblen Lernwege können wir viel gezielter auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen eingehen», erklärt Lehrerin Sabine Meier vom Gymnasium Kirchenfeld. Schwächere Schülerinnen und Schüler erhalten gezielte Förderung, leistungsstarke können sich vertiefter mit komplexeren Inhalten auseinandersetzen.

Die Plattformen bieten unmittelbares Feedback zu Übungsaufgaben und ermöglichen den Lehrpersonen eine präzise Analyse der Lernfortschritte. Probleme werden frühzeitig erkannt und können zeitnah adressiert werden – ein grosser Vorteil gegenüber herkömmlichem Frontalunterricht.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auch auf der Förderung überfachlicher Kompetenzen. Selbstorganisation, Medienkompetenz und kritisches Denken werden gezielt geschult, um die Jugendlichen auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Berufswelt vorzubereiten.

Nicht nur die Schülerinnen und Schüler profitieren: «Auch wir Lehrkräfte entwickeln uns durch den Einsatz der neuen Technologien weiter», sagt Meier. Fortbildungsprogramme und Erfahrungsaustausch unter den Lehrpersonen fördern den sicheren Umgang mit den digitalen Werkzeugen.

Trotz der Erfolge gibt es auch kritische Stimmen. Einige Eltern sorgen sich um die Bildschirmzeiten ihrer Kinder und hinterfragen den Einfluss digitaler Medien auf die Konzentrationsfähigkeit. Auch die soziale Interaktion im Klassenzimmer dürfe nicht vernachlässigt werden, betonen Pädagogen.

Die kantonale Bildungsdirektion begleitet das Projekt eng und zieht eine positive Zwischenbilanz. «Die Kombination aus klassischem Unterricht und digitaler Individualisierung bietet grosse Chancen, erfordert aber auch klare pädagogische Leitlinien», erklärt Bildungsdirektorin Andrea Lehmann.

Technische Hürden wie Netzwerkstabilität, Datenschutz und Softwaresicherheit wurden von Beginn an mitberücksichtigt. Die Infrastruktur wird laufend überprüft und angepasst, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten und sensible Schülerdaten optimal zu schützen.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die enge Einbindung der Eltern. Informationsveranstaltungen, Workshops und regelmässige Feedbackgespräche sorgen für Transparenz und gegenseitiges Verständnis der neuen Lernkultur.

Langfristig könnte das Berner Modell auch für andere Kantone Vorbildcharakter haben. Verschiedene Bildungsinstitutionen aus der Schweiz und dem Ausland zeigen bereits grosses Interesse an den Erfahrungen aus Bern.

Auch die Wissenschaft begleitet die Entwicklung mit empirischen Studien. Erste Ergebnisse zeigen signifikante Verbesserungen in Selbstständigkeit, Problemlösekompetenz und Lernzufriedenheit der Schülerinnen und Schüler.

Die Bildungsdirektion plant nun, das Projekt sukzessive auf weitere Schulen auszuweiten. Dabei sollen die gewonnenen Erkenntnisse konsequent einfliessen, um die Chancen der Digitalisierung optimal für den Lernerfolg junger Menschen zu nutzen.

Teilen: